Die meisten Kinder kommen mit der Schule zurecht und erreichen den angestrebten Abschluss.
Vielen aber gelingt dies nicht! Für sie ist das Lernen eine Qual.
In meiner beruflichen Praxis als Lehrer und vor allem in der Jugendarbeit habe ich eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen in der Schule leiden und auch scheitern gesehen. Sie haben ihr Bildungsziel (oder das ihrer Eltern!) nicht erreicht oder mit scheinbarer Absicht preisgegeben. Sie haben vielfältige Konflikte mit Lehrkräften, Schulleitungen und Mitschülern erlebt oder sich wegen der Schule mit den Eltern überworfen.
Zudem ist die Schule oft kein sicherer Ort, sondern ein Platz voller Gefahren, Gewalt, Drogen und auch nicht unbedingt ein gesunder Raum. Die gegenwärtige Propagierung der Ganztagsschule ist leider kein Schlüssel zur Minderung oder gar Lösung solcher Probleme. Bedrohungen auf dem Schulweg und oftmals unerträgliche Verhältnisse in den Schulbussen werden in meiner Beratungspraxis zunehmend angesprochen.
Vielfach werden die Probleme, die in der Schule ihren Ursprung haben, in die Familien getragen: Mütter übernehmen Aufgaben als Hilfslehrer, oder schulisches Fehlverhalten wird zu Hause bestraft. Spätestens dann ist Schule überall, und Kinder reagieren mit Trotz und totaler Verweigerung.
Beratung in diesem oftmals schwierigen Umfeld heißt
- die Situation klären,
- die Position und das Verhalten des Kindes erkunden und verstehen,
- herausfinden, wer die Verantwortung für die Situation hat,
- die Stärken des Kindes erkennen,
- Lösungsstrategien erarbeiten, die für das Kind (und für die Eltern) vernünftig sind,
- auch im Konflikt nach gemeinsamen Wegen suchen. Eine einseitige Beratung
g e g e n Lehrer, Schule oder Ausbildungsbetrieb schafft keine Basis zukünftigen Erfolgs. Das bedeutet aber nicht, dass Rechtsverletzung oder sonstiges Fehlverhalten von Lehrkräften unter den Teppich gekehrt werden dürfen.
Beratung muss Ergebnisse haben, z. B.
- vertiefte Einsicht in die vorliegenden Lern- und Arbeitsbedingungen,
- Hilfe bei der Gestaltung des häuslichen Arbeitsplatzes,
- verbesserte Lern- und Arbeitstechniken,
- Durchschauen der (schul-)rechtlichen Situation,
- manchmal auch Einsicht und Verhaltensänderung bei den Ratsuchenden,
- bei Bedarf den Kontakt zur Schule und den beteiligten Lehrkräften gemeinsam mit dem Berater herzustellen und zu pflegen.
Wenn Beratung gelingt, hilft sie beim Aufbau von
- geeigneten Lerntechniken,
- Motivation + Freude an Leistung und Erfolg,
- realistischen Perspektiven für die Zukunft.
SchulRat erteilt und vermittelt keine Nachhilfe.
Sie kann zwar zuweilen nötig sein nach langer Krankheit oder dem Auslandsaufenthalt eines Kindes; aber als dauerhafter Ausgleich von Lernschwierigkeiten oder gar schlechtem Unterricht taugt sie m. E. nicht. Sie ist teuer und verlängert die – oftmals ja ungeliebte – Schulwelt in die Freizeit, die ein Kind unbedingt braucht. Ebenso wichtig wie die Lerninhalte sind Motivation, Selbstvertrauen und Selbstständigkeit zu ihrer Erarbeitung.
Beratung soll dazu führen, dass ein Kind sich als Subjekt seiner Lernentwicklung fühlt und dafür die persönliche Verantwortung übernimmt.